In nur einem Jahr hat sich die hybride Arbeitswelt tiefgreifend verändert
Neue, differenzierte Trends und Arbeitsmodelle prägen die Art, wie Unternehmen und Mitarbeitende arbeiten. Hybride Arbeit, einst eine vorübergehende Lösung in der Pandemie, hat sich zu einem festen Bestandteil der Arbeitskultur entwickelt. Doch während Unternehmen zunehmend klare Richtlinien zur Büropräsenz formulieren, erwarten viele Mitarbeitende flexible Arbeitsmodelle – eine Erwartung, die nicht selten zu Konflikten führt.
Hybrides Arbeiten ist nicht mehr nur eine Option, sondern ein Muss für viele Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen. Die Zukunft der Arbeit wird durch flexible Modelle, technologische Innovationen und den Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance bestimmt. Unternehmen, die ihre Strukturen, Technologien und Führungsansätze entsprechend anpassen, können das volle Potenzial der hybriden Arbeitsmodelle ausschöpfen und so langfristigen Erfolg sicherstellen.
Aktuelle Daten zeigen, dass 2024 fast zwei Drittel (64 %) der Mitarbeitenden in hybriden Arbeitsmodellen tätig sind. Das stellt einen signifikanten Anstieg von 13 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr dar. Parallel dazu hat sich der Anteil derjenigen, die vollständig remote arbeiten, von 3 % auf 6 % verdoppelt. Trotz der Behauptung, dass „alle wieder im Büro sind“, zeigt dies, dass hybride und remote Arbeit weiterhin weit verbreitet sind.
Interessanterweise präferiert ein Großteil der hybriden Mitarbeitenden weiterhin eine moderate Bürotage-Aufteilung. Etwa 39 % der hybrid Beschäftigten gehen drei Tage pro Woche ins Büro, doch nur 31 % empfinden dies als ideale Frequenz – viele wünschen sich noch mehr Flexibilität, was zu einer wachsenden Diskrepanz zwischen Unternehmensvorgaben und den Vorlieben der Mitarbeitenden führt.
Kosten und Auswirkungen hybrider Arbeit
Ein entscheidender Faktor für den Widerstand vieler Mitarbeitender gegen verpflichtende Büroarbeit sind die damit verbundenen Kosten. Während im Jahr 2023 durchschnittlich 24 € pro Tag für einen Büroarbeitstag ausgegeben wurden, ist dieser Betrag 2024 auf 29 € angestiegen. Pendeln, Parkgebühren und Mahlzeiten tragen maßgeblich zu diesen Mehrkosten bei.
Zudem berichteten hybride Arbeitnehmende, dass sie an Bürotagen durchschnittlich 5 € mehr ausgeben als noch im Vorjahr, während sich die Kosten für die Arbeit im Homeoffice nur geringfügig von 8 € auf 9 € erhöht haben. 16 % der Mitarbeitenden erwarten eine Gehaltserhöhung, falls sie nicht mehr remote oder hybrid arbeiten können, um diese zusätzlichen Kosten zu kompensieren.
Neben bereits etablierten Trends wie „Coffee Badging“, bei dem Mitarbeitende lediglich kurz im Büro erscheinen, um Anwesenheit zu simulieren, gibt es eine Reihe neuer Phänomene:
#WorkTok: Die Vermischung von Arbeit und Social Media – Mitarbeitende teilen ihren Arbeitsalltag oder äußern sich kritisch über ihre Arbeitsbedingungen auf Plattformen wie TikTok. 25 % der Mitarbeitenden gaben an, sich schon einmal negativ in sozialen Medien über ihren Arbeitgeber geäußert zu haben.
WFB (Work-From-Bed): Ein moderner Begriff für Arbeitstage, die früher als „Kranktage“ galten. Mitarbeitende arbeiten von zu Hause, oft direkt aus dem Bett, was die Grenzen zwischen Arbeit und Erholung weiter verwischt.
Calendar Blocking: Um ihre Arbeitszeit besser zu kontrollieren und Überlastung durch Meetings zu verhindern, blockieren 59 % der Mitarbeitenden bewusst Zeit in ihren Kalendern, um fokussiert arbeiten zu können.
Workation: Das Arbeiten von Urlaubsorten aus gewinnt an Popularität. Fast ein Drittel der Mitarbeitenden (29 %) hat im letzten Jahr mindestens einmal von einem anderen Ort als dem eigenen Zuhause oder einem Coworking Space gearbeitet.
Herausforderungen für Unternehmen und Führungskräfte
Mit dem Wandel hin zu hybriden Arbeitsmodellen stehen Unternehmen und Führungskräfte vor neuen Herausforderungen. Eine der größten Sorgen bleibt das sogenannte „Proximity Bias“, bei dem Mitarbeitende, die physisch im Büro anwesend sind, bevorzugt behandelt werden. Trotz einer leichten Verbesserung im Vergleich zu 2023 gaben immer noch 41 % der Führungskräfte an, dass sie eher Mitarbeitende einbeziehen, die im Büro arbeiten. Dies stellt eine Herausforderung dar, da hybride und remote Arbeitende dadurch Gefahr laufen, weniger informelles Feedback zu erhalten und Entwicklungsmöglichkeiten zu verpassen.
Weiterhin stieg das Stressniveau bei Führungskräften im Vergleich zu Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung um 23 %. Diese Belastung resultiert aus der Doppelrolle, sowohl eigene Aufgaben zu erfüllen als auch das Wohlergehen ihrer Teams zu sichern. 49 % der Führungskräfte glauben jedoch, dass hybride und remote Teams genauso oder sogar produktiver sind als solche, die im Büro arbeiten, was eine positive Entwicklung darstellt.
Die Rolle der Technologie in der hybriden Arbeitswelt
Technologie spielt eine zentrale Rolle in der hybriden Arbeit. Moderne Kommunikations- und Kollaborationstools sind essenziell, um die Verbindung und Produktivität in verteilten Teams aufrechtzuerhalten. 82 % der Mitarbeitenden geben an, dass gute technische Ausstattung ein Schlüsselfaktor für ihre Arbeit ist – ein Anstieg um 9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stellen hybride Meetings, besonders aufgrund technischer Probleme, eine Herausforderung dar. 75 % der Mitarbeitenden berichten, dass sie bereits Zeit aufgrund von technischen Schwierigkeiten in Meetings verloren haben.
Überdies nimmt das Interesse an zukunftsweisenden Technologien wie Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Telepräsenzsystemen zu. 32 % der Mitarbeitenden zeigen Interesse an der Nutzung dieser Technologien, die das Potenzial haben, die Kollaboration und Kommunikation in hybriden Teams weiter zu verbessern.
Flexibilität als Erfolgsfaktor für Mitarbeitende und Unternehmen
Der Wunsch nach Flexibilität bleibt 2024 ein zentraler Punkt für viele Mitarbeitende. 83 % der Befragten geben an, dass flexible Arbeitszeiten entscheidend für ihre Zufriedenheit sind, gefolgt von der Vergütung (91 %) und Lohngerechtigkeit (86 %). Tatsächlich wäre mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden (36 %) bereit, ein Stellenangebot abzulehnen, wenn keine flexible Arbeitszeit angeboten wird. Weitere 35 % würden ein Jobangebot ablehnen, wenn keine Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes gewährleistet ist.
Gleichzeitig bleibt die hybride Arbeit auch eine Frage der Produktivität und Effizienz. Während Unternehmen einerseits die Arbeitsplatzkosten durch flexible Modelle senken können, müssen sie gleichzeitig sicherstellen, dass die Vorteile von Remote- und Hybridarbeit, wie höhere Produktivität und geringere Fluktuation, optimal genutzt werden. Fluktuation ist ein signifikanter Kostenfaktor: 42 % der Mitarbeitenden benötigen ein bis drei Monate, um in einem neuen Job voll einsatzfähig zu sein – der Einstellungsprozess ausgenommen.
Ausblick auf die Zukunft der hybriden Arbeit
Die hybride Arbeitswelt steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Unternehmen müssen sich auf immer flexiblere Arbeitsbedingungen und die wachsenden Erwartungen der Mitarbeitenden einstellen. Neue Technologien, sich verändernde Arbeitskulturen und der Ruf nach mehr Work-Life-Balance werden die hybride Arbeit in den kommenden Jahren weiter prägen.
Flexibilität und eine unterstützende Führungskraft sind zentrale Faktoren für den Erfolg in der hybriden Arbeitswelt. Unternehmen, die diese Bedürfnisse erkennen und adressieren, haben die besten Chancen, sowohl die Produktivität als auch das Engagement ihrer Mitarbeitenden langfristig zu sichern. In einem dynamischen und zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt wird hybride Arbeit weiterhin ein strategischer Vorteil für Organisationen sein, die es verstehen, diese Entwicklung zu nutzen und den Wandel aktiv mitzugestalten.